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Stellt euch vor Hitler erwacht im Jahr 2011 und muss mit der Situation und der Gesellschaft zurechtkommen.
Klingt witzig und ist die ersten 50-60 Seiten sehr amüsant zu lesen. So kommen am Anfang die übertriebenen Gedanken zur „Rasse“ gut hervor
Es war nicht mehr zu leugnen, dass sich das deutsche Volk zuletzt im epischen Ringen mit dem Engländer, mit dem Bolschewismus, mit dem Imperialismus als das unterlegene erwiesen hatte und damit seine Fortexistenz selbst auf dem primitivsten Stadium eines Jäger- und Sammlertums, ich sage es schlicht: verwirkt hatte
Zur Eingewöhnung hinzu kommt, dass er spielende Jugendliche als Hitlerjungen identifiziert und ihnen die Anrede „Meister“ verzeiht in Hinblick darauf, dass es für überraschend sein müsse den Führer vor sich zu haben.
Hinzu kommt, dass es Anfangs den Running Gag gibt, dass ihn alle für den Stromberg, aber den aus Switch halten und ein Autogramm von ihm wollen. Er weiß Anfangs gar nicht wie ihm geschieht und wo das alles hinführt.
Er versucht zu überleben indem er alles ganz genau beobachtet und in seiner Gedankenwelt zurecht legt.
Sein Weg führt ihn dann in ein Zeitungsgeschäft, wo er eine ganz nette Beschreibung über den Journalismus ablässt
Aber man weiß ja, was man von unseren Zeitungen zu halten hat. Da notiert der Schwerhörige, was ihm der Blinde berichtet, der Dorftrottel korrigiert es, und die Kollegen in den anderen Pressehäusern schreiben es ab
Als er sich später mit der neumodischen Erfindung Computer zurechtfinden musste, hat er erst einmal stundenlang Minenräumübung Minesweeper gespielt geübt.
Das war es zum lustigen teil des Buches. Der Rest ist eigentlich nur eine immer wiederkehrende Kritik an der Gesellschaft, an der verbartheten Comedylandschaft (weswegen er, nun ein Comedystar, Erfolg hat und Anhänger findet), an der NPD die sogar die einzigen Kritiker von ihm sind, erst an der Bildzeitung (die er später aber gut findet aufgrund des unterschwelligen Volkszorns, der Gehässigkeit und der fremdenfeindlichen Witze), an Politikern, der Regierung etc.
Wobei man nie weiß: Würde Hitler das wirklich sagen oder sind es nicht eher Vermes Worte die da herausströmen?
Ein witziger Höhepunkt nach vielen langweiligeren Seiten ist da noch der Ausflug zum Oktoberfest wo die Sonja kraus ihm ständig den Ausschnitt ins Gesicht hält, er Verona Poths Ausschnitt mit einem Hakenkreuz dekoriert, nachdem beide zu einem gemeinsamen Bild gedrängt wurden und abgewägt haben ob das gut oder schlecht sei. Als Verona dann erbost abzieht winkt ihm ein braungebrannter Blonder mit einer exakten Kopie der Verona an seiner Seite..
Der tiefgründigste Gedanke , den man schnell überlesen kann ist die Beschreibung der Verhältnisse 1933, als ihn seine Sekretärin wegen der Judenverfolgung verlassen will.
1933 wurde kein Volk mit einer Propagandaaktion überwältigt. Es wurde ein Führer gewählt, auf eine Weise, die sogar im heutigen sinne als demokratisch gelten muss. Es wurde ein Führer gewählt, der in unwiderlegbarer Klarheit seine Pläne offengelegt hat. (Anmerkung von mir: hat er wirklich?). Die deutschen haben ihn gewählt. Ja, sogar die Juden. Und vielleicht sogar die Eltern ihrer Frau Großmutter. […]
Es gab entweder ein ganzes Volk von Schweinen. Oder das, was geschehen ist, war keine Schweinetat, sondern der Wille eines Volkes
Das sind harte, klare Worte. Die einzigen die das ganze Thema nicht in den Dreck ziehen und dennoch zum Nachdenken anregen.
Anfangs ist das Buch spannend und der Rest hatte viele Längen. Die ersten Kapitel hatte ich recht schnell gelesen und für den Rest recht lange gebraucht..ja..einmal bin ich sogar über den Buch eingeschlafen.
Wer etwas zum nebenbei lesen benötigt kann das durchaus lesen. Zu ernst nehmen oder zu viel Comedy erwarten sollte man jedoch nicht.